Leserbrief – Schaumburger Nachrichten – gedruckt 25.11.2020

Bürgerwille ist nachrangig

Zur in diversen Artikeln erwähnten Bürgerbeteiligung in Lauenau

Das ist also das Verständnis von Bürgerbeteiligung bei den Herren Janisch und Heilmann. Noch vor einem Jahr waren Rat und Verwaltung der Meinung, dass das Jestel-Haus „eines der markantesten Gebäude im Flecken“ sei. Und: „schon wegen der schönen Fassade sei das Gebäude zu erhalten“.

Aber inzwischen wurden Pläne veröffentlicht und ausgehängt, nach denen u.a. eben dieses Gebäude für einen Parkplatz abgerissen werden soll. Die Abrissfirma war bereits beauftragt. Doch der spontane Aufruhr in der Bevölkerung führte zu dem sensationellen Ergebnis, dass 560 Bürger innerhalb von zwei Tagen dieses Ansinnen ablehnten und die Bürgerinitiative unterstützten.

Und als sich der ungeheuere Aufwand von einer halben Million nicht mehr rechtfertigen ließ, erklärten die beiden Herren Janisch und Heilmann plötzlich den Plan an genau dieser Stelle für ungültig und ließen außerdem in dieser Woche die Einladungen zur Stimmabgabe beim Bürgerentscheid in Lauenau verteilen. Wo bleiben hier Glaubwürdigkeit und Charakter einer verläßlichen kommunalen Arbeit?

Statt auf die Bürger einzugehen, fordern Politik und Verwaltung sehr unredlich einen Bürgerentscheid ausgerechnet am 4. Advent. Vordergründig könnte man es als Ungeschicklichkeit einstufen. Aber nicht so in Lauenau. Der Bürgerwille ist nachrangig, vorrangig ist Rechthaberei. Und deshalb ist auch völlig unwichtig, dass die Bürger in diesen Corona-Zeiten unter Kontaktverboten leiden und umfassende Einschränkungen des Zusammenlebens erleiden müssen.

Es kommt natürlich den Absichten dieser Herren entgegen, wenn die Bürger unter diesen Umständen zu Hause bleiben werden. Bekanntlich sind und werden aber in Deutschland schon ganz andere hochkarätige politische, sportliche oder gesellschaftliche Veranstaltungen wegen Corona abgesagt.

Deshalb bin ich ganz sicher, dass – wenn anschließend nötig – ein Gericht das Vorgehen der Herren Janisch und Heilmann „in die Tonne treten“ wird und den Urhebern eine schallende Ohrfeige erteilt.

Georg Reimann
Lauenau